Ihr müsst nicht zwingend die Allerbesten in Eurem Thema sein. Aber die Zuverlässigsten

Der Input von Freelancern ist wie das Salz in der Suppe. Aber was macht einen guten Freien aus? In der Interview-Reihe „Textgeflüster“ hakt Sabine Fäth, Gründerin von SCRIBERS[HUB] bei allen, die die Zusammenarbeit mit Freelancern schätzen, nach.

Diesmal mit Ines Soethof, Inhaberin der Kreativagentur mlkywy.

1. In welcher Situation buchst du einen freien Texter/Journalist/Autor dazu und warum?
Ich bin selbst gelernte Journalistin und Redakteurin und nach vielen Jahren im Marketing habe ich meine Agentur gegründet, um mich auf Kreation, Kommunikation und Brand Building zu konzentrieren. Texter*innen buche ich immer dann dazu, wenn die Aufträge meiner Kund*innen a) so umfassend sind, dass mich das eigene Texten bei den anderen Projektaufgaben bremsen würde oder b) inhaltlich so speziell sind, dass ich lieber auf zuverlässige Texter*innen vom Fach zurückgreife. Ob Texter*in, Grafiker*in oder Cutter*in: Jede*r sollte das tun, was sie oder er mit Leidenschaft am besten kann – und sich für den Rest ein Netzwerk aufbauen, deren Köpfe genau so denken.

2. Gibt es Situationen, in denen dein eigenes Netzwerk für die Suche eine/s Freien nicht ausreicht? Welche sind das?
Andauernd! Es gibt immer wieder mal Pitches oder konkrete Anfragen/Aufträge, die aus Bereichen kommen, in denen ich bisher nicht oder nur am Rande arbeitete. Ein Beispiel: Autor*innen aus dem Beauty- oder Entertainment-Bereich sind in meinem Netzwerk zahlreich vorhanden, weil ich seit vielen Jahren mit entsprechenden KundInnen zusammenarbeite. Aber Freie mit tiefergehender Ahnung von zum Beispiel Formel 1, Astrologie, Oldtimern oder auch deutscher Außenpolitik kenne ich bisher nicht oder nur sehr wenige.

3. Was war deine beste Erfahrung mit einem freien Texter/Journalist/Autor und warum?
Die besten Arbeitsbeziehungen sind immer die, von denen beide oder alle Seiten etwas haben, das über Auftragserteilung und -durchführung hinausgeht. Neulich sprach ich mit einer Kundin über die Neupositionierung ihrer Marke und Produkte und wir stellten schnell fest, dass sie vor allen Dingen zuerst eine*n Texter*in braucht, der/die Ihr Produkt und den dazugehörigen Markt umfassend versteht. In diesem Fall, hatte ich genau diese gesuchte Person im eigenen Netzwerk. Umgekehrt hat er mich schon als Beraterin und Kreativagentur bei seinen KundInnen vorgestellt. Vertrauen und Sympathie durch langjährige respektvolle Zusammenarbeit sind eben wirklich wichtig: Wenn die Chemie stimmt, wird auch das gemeinsame Projekt ein Erfolg.

4. Der Rat, den ich freien Textern/Journalisten/Autoren unbedingt geben würde, lautet … Da habe ich zwei: – Ihr müsst nicht zwingend die Allerbesten in Eurem Thema sein. Aber die Zuverlässigsten. – Spezialisiert Euch, aber seid Generalist*innen! Klingt wie ein Widerspruch, ist aber keiner: Nur, wer überdurchschnittliche Fachkenntnisse / Expertise in bestimmten Themenfeldern mitbringt, kann eine Nische besser bedienen als andere und entsprechenden Agenturen/Redaktionen/Kund*innen im Gedächtnis bleiben. Wer aber gleichzeitig nicht breit und solide genug aufgestellt ist, kriegt womöglich Probleme, wenn ein*e bestimmte*r Auftraggeber*in wegfällt oder er/sie plötzlich andere Bereiche/Themenfelder bespielen möchte.

5. Mein wichtigster Grundsatz im Umgang mit Freien lautet…
Sei präzise mit den Erwartungen, aber lasse genügend Raum für neue Perspektiven und Ideen. Es ist gerade der Blick von außen, der ein Projekt oft inhaltlich, aber auch in seinen Abläufen stärker machen kann. Freie sind für mich immer Partner auf Augenhöhe, denen ich mit Empathie, Respekt und Vertrauen begegne. Das erwarte ich in einem Team auch von meinem Gegenüber.

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