„Der Spiegel-Test hilft, über Gruppen zu schreiben, denen wir selbst nicht angehören“

Bei der Kunde*innenanalyse geht es ums Menschenbild
Bei der Kund*innenanalyse geht es ums Menschenbild

Guter Content ist wichtiger denn je! Deshalb vermittelt SCRIBERS[HUB] auch erstklassige TexterInnen, AutorInnen und JournalistInnen für Qualitätsinhalte. In der Interview-Reihe „Content-Buzzer“ stellt Sabine Fäth, Gründerin von SCRIBERS[HUB], Kommunikationsprofis alle 14 Tage diese Fragen:

Sara Mously, Journalistin und Beraterin für diverse und inklusive Kommunikation

Was bedeutet Content für Dich?

Content ist ein toller Weg, Menschen in unser Markenuniversum einzuladen. Zu diesem Universum gehören heute mehr denn je die Werte, die eine Marke transportiert, bis hin zu politischen Statements. Teilweise ist es unmöglich geworden, sich nicht politisch zu positionieren. Etwa im Bereich Diversity, Equity und Inclusion. Anhand der Narrative, der Auswahl der Protagonist*innen und der verwendeten Sprache sortieren wir eine Marke automatisch als eher progressiv oder als konservativ ein – ganz anders als noch vor wenigen Jahren.

 

Was war der schlechteste Content, dem Du begegnet bist?

Ich kann mich sehr über schlechten Content aufregen! Vor allem, wenn Sexismus, Rassismus, Bodyshaming oder andere Formen der Diskriminierung bemüht werden. Dutzende Male am Tag bekommen wir medial suggeriert: Wenn Du nicht blond, schlank und Teil einer fröhlichen Familie bist, dann stimmt etwas nicht mit Dir. Solche Botschaften gehen an den Gefühlen der Menschen vorbei, niemand mag von Klischees eingeengt werden. Was uns dagegen gut tut, sind gesunde Rollenvorbilder und Identifikationsfiguren.

Wie gelingt guter Content?

Mit einem ehrlichen Blick auf meine Zielgruppe. Wer sind meine Wunschkund*innen – und wen erreiche ich in der Realität? Die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit zeigt mir, wo in meiner Contentstrategie noch Verbesserung besteht. Wenn ein Autohersteller mehr Kundinnen möchte, sollte er sein Storytelling auf Frauen ausrichten. Und wenn eine Bank sich für KMUs interessiert, kann es eine gute Idee sein, sich stärker auf migrantische Gründende einzulassen. Das bedeutet aber nicht, Klischees über „die Frauen“ oder „die Migrant*innen“ aus der Mottenkiste zu ziehen. Sondern das genaue Gegenteil, nämlich zu analysieren und zu recherchieren: Was interessiert die Menschen, die ich erreichen will? Was sind ihre Bedürfnisse und Fragen? Welche Medien nutzen sie, wie ist ihr Humor …? Ganz egal, ob ich Schrauben verkaufen will, Beautyprodukte oder Dienstleistungen: Wo meine Wunschkund*innen stehen, kann ich mit relevantem Content ansetzen.

Natürlich kann man auch viel verbessern, wenn man eine genaue Kund*innenanalyse  noch vor sich hat. Schaut Euch zum Beispiel zwei, drei Webseiten an, die sich überzeugend an Eure Zielgruppe richten. Das inhaltliche Angebot ist zweitrangig, hier geht es ums Menschenbild: Wie werden Personen verschiedener Altersgruppen, verschiedener Herkünfte etc. dargestellt? Und wie unterscheidet sich dies von Eurer eigenen Ansprache? Sehr gerne mag ich auch den „Spiegel-Test“, der uns hilft, wenn wir über Gruppen schreiben, denen wir selbst nicht angehören. Macht dafür den Check: Würdet Ihr auch über einen Menschen ohne Behinderung schreiben, dass er sein Leben „tapfer meistert“? Oder einen Mann fragen, wie er es schafft, Kind und Karriere miteinander zu vereinbaren? Ebenfalls Gold wert sind Social-Media-Umfragen. Wenn sich Euer Team zum Beispiel uneins ist in der Frage „Genderstern ja oder nein?“, erkundigt Euch doch mal, was Eure TikTok- oder Instagram-Follower dazu sagen.

Vervollständige den Satz: Content ist immer…

…ehrlich 🙂 Haben seine Macher*innen ein echtes Interesse daran, Menschen zu erreichen? Die Content-Qualität verrät es.

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